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Deutsches Jugend Statement zur COP30

Klima,  Politik

Anlässlich der Weltklimakonferenz fordern wir die Bundesregierung zur Umsetzung einer progressiven und gerechten Klimapolitik auf.

28. September 2025 

Deutschland trägt eine besondere Verantwortung in der internationalen Klimapolitik: Als historisch sechstgrößter Emittent, größter Beitragszahler innerhalb der EU und als Gastgeber der jährlichen June Climate Meetings (SBs) steht Deutschland nicht nur finanziell, sondern gerade auch moralisch in der Pflicht ambitionierte, progressive und gerechte Klimapolitik voranzutreiben. Die Welt blickt auf Deutschland mit hohen Erwartungen, aber auch mit wachsender Skepsis. Vertrauen muss neu aufgebaut und gestärkt werden durch konsequentes Handeln und politischen Willen. 

Im Jahr der lang erwarteten COP30 kommt Deutschland eine entscheidende Rolle zu. Als Vorsitz der 80. UN-Generalversammlung müssen wir zehn Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen als Vermittler die Weichen für greifbare Ergebnisse stellen. Und diese Rolle verpflichtet. Sie verpflichtet uns, Brücken zu bauen zwischen Nord und Süd, zwischen wirtschaftlicher Macht und ökologischer Verantwortung, und nicht zuletzt auch zwischen historischer Verantwortung und tagesaktuellen Klimakrisen. 

Auch die deutsche Privatwirtschaft muss ihrer Verantwortung als integraler Bestandteil einer umfassenden Klimastrategie endlich gerecht werden – nicht als freiwillige Option, denn Worte allein reichen nicht. Es braucht politischen Willen, klare gesetzliche Rahmenbedingungen und schnelle Entscheidungen, denn die Zeit symbolischer Gesten ist vorbei. Deutschland muss bei der COP30 eine Politik vertreten, die Zukunft gestaltet und nicht nur verwaltet. 

Deutschland muss im Rahmen der COP30 klare zusätzliche Zusagen in Höhe von 96 Milliarden zur Klimafinanzierung tätigen. Jeder Euro, der heute in Klimaschutz und Anpassung investiert wird, spart ein Vielfaches an künftigen Schäden, Kosten und Leid durch Extremwetter, erzwungene Migration und wirtschaftliche Instabilität. Dies macht Klimafinanzierung nicht nur zu einer historischen, moralischen und sozialen Verpflichtung, sondern auch zur einzig ökonomisch rationalen Entscheidung. 

Wir fordern klare Zusagen für eine Zuschuss-basierte Klimafinanzierung, die nicht zu neuen Abhängigkeiten und Schulden führt. Insbesondere Länder des Globalen Südens sowie die am stärksten betroffenen Regionen und Menschen (MAPA) benötigen verlässliche Unterstützung, die keine zusätzlichen Lasten schafft. 

Die Finanzierung für Anpassungsmaßnahmen sowie die Einzahlungen in den Fonds für klimabedingte Verluste und Schäden (Loss & Damage Fund) müssen deutlich erhöht werden. Deutschland hat die Verantwortung, als verlässlicher Partner und Geldgeber voranzugehen.

Zudem braucht es gendersensible Finanzierung. Es ist an der Zeit, die unterschiedlichen Auswirkungen der Klimakrise auf marginalisierte Gruppen anzuerkennen und gezielt zu adressieren. Dafür muss Klimafinanzierung auch lokal einfach zugänglich sein. 

Die Zeit der fossilen Subventionen ist vorbei. Ihre konsequente und sofortige Abschaffung ist nicht nur eine klimapolitische Notwendigkeit, sondern eine völkerrechtliche Frage, wie die Advisory Opinion des Internationalen Gerichtshofes unterstreicht. 

Zudem ist es eine Frage der Glaubwürdigkeit: Der fossile Ausbau, den Deutschland weiterhin im In- und Ausland unterstützt (bspw. Gasbohrungen vor Borkum), steht im eklatanten Widerspruch zu vereinbarten Zielen des UNFCCC Prozesses und zu Zielen, die Deutschland und die Europäische Union öffentlich kommunizieren. Die deutsche Forderung nach einem wirkungsvollen Minderungsarbeitsprogramm (Mitigation Work Programm) muss mit konkreten Maßnahmen unterlegt werden, die den gesamten und sofortigen Ausstieg aus fossilen Energien beschleunigen. Wer auf internationaler Bühne glaubwürdig für Klimaschutz eintreten will, muss auch zu Hause konsequent handeln. 

Deutschland wird sich an Fragen der globalen Gerechtigkeit und dekolonialer Verantwortung messen müssen – zu Hause, in Belém und generell. Die Klimakrise trifft jene am härtesten, die am wenigsten dazu beigetragen haben. Ihre Stimmen und Lebensrealitäten müssen nicht nur gehört, sondern in den Mittelpunkt gestellt werden. Deutschland muss sich aktiv für eine dekoloniale Klimapolitik einsetzen, die unsere historische Verantwortung anerkennt, intersektional handelt und strukturelle Machtverhältnisse hinterfragt. Das bedeutet, dass auch der Zugang zu Finanzierung, Technologie und Entscheidungsprozessen nicht länger durch geopolitische Interessen blockiert werden dürfen.

Klimaschutz ist eine Generationenaufgabe, und kein kurzfristiges Projekt einer einzelnen Legislaturperiode. Deutschland muss Synergien schaffen, die gesamtheitlichen, positiven und gerechten Wandel ermöglichen. Langfristigkeit, Gerechtigkeit und Transformation müssen klare Zielsetzung sein, nicht das bloße Erreichen eines bare minimums. Das darf nicht das Ziel Deutschlands und der EU sein. Von Baku über Berlin bis Belém muss klar sein: Rückschritte vom Pariser Klimaabkommen sind nicht verhandelbar! 1,5 Grad Celsius sind das erklärte Ziel. 

Die Klimakrise trifft junge Menschen und Kinder besonders hart. Ob durch Extremwetterereignisse, Luftverschmutzung oder Zukunftsängste – die Last liegt auf unseren Schultern. Doch wir sind nicht nur passive Betroffene. Wir sind die Generation, die die Klimakrise auf die politische Agenda gehoben hat. Wir sind eine treibende Kraft. Jetzt müssen wir als Aktivist*innen, als Wissenschaftler*innen, als Arbeiter*innen, als Studierende, als Bürger*innen, als junge Menschen auch strukturell und auf Augenhöhe an allen Entscheidungen beteiligt werden. Die Zeit symbolischer Gesten ist vorbei. Wenn Deutschland die Zukunft gestalten will, muss es intergenerationale Gerechtigkeit ins Zentrum jeder politischen Entscheidung stellen. Es ist unser Recht mitzubestimmen – regional, national und international. 

Deutschland hat die Mittel, die Ressourcen und die globale Plattform. 

Jetzt braucht es den politischen Willen, diese Verantwortung auch zu tragen!

Die Unterzeichnenden, 

 KLJB

Naturschutzjugend

BUNDjugend

YES-Europe

Shifting Advocacy

Plant-for-the-Planet Foundation

ClimateMind – Akademie zu Psychologie für Nachhaltigkeit

Young Ecolo

Isabel Rutkowski, KLJB-Bundesvorsitzende

Caterina Bittendorf, Deutsche Jugenddelegierte zur UNFCCC

Timon Steger, YOUNGO Finance WG Coordinator

Maria Blomenhofer, Gender, Climate and Energy

Leo Schäfer, NAJU

Julian Gläser, German Country Representative of YES-Europe

Sara Grambs, Ehemalige UN-Klima-Jugenddelegierte

Johann Eickenbrock, Student am Imperial College London

Amelia Turk, Constituency Focal Point von YOUNGO, Kinder und Jugend Constituency der UN-Klimarahmenkonvention

Areej Alsayed

Nils Michalke

Clara von Glasow

Selma Cafferty, Mitglied AG Jugend und Klimaaußenpolitik

Janna Hoppmann, Klimapsychologin und Gründerin, ClimateMind

Ariane Benedikter

Kismat Pachhai

Ines Heinbach

Marla Werner

Irene Sánchez Camacho 

Tomaž Cigüt

Jonas Wacker 

Amin El Sayed

Marianna Dänner 

Sofie Schönborn

Marinus Pfaffinger

Kea Amling 

Anna Maria Meyer-Stromfeldt

Ulrike Richter

Natalie Kobsa-Mark

Rebecca Karl 

Jakob Rickert

Maja Zwicker 

Joshua Azvedo

Helena Renner

Dr. Jonas Friedrich

Lutz Leimenstoll

Katharina Wilhelm

Franziska Mai

Annika Nassal

Thomas Hädicke

Magali Nadig

Wolfram Remmers, Gewässerökologe

Dipl.-Ing. Agr. Jörg Böhmer

Luisa Reichwein, Stipendiatin Studienstiftung

Nicolas Wienges

Elisabeth Hartmann

Marie Wientjes, Studentin 

Kasimir Schmeink, der Allerechte

Regina Schumann, Pharmacists 4Future 

Helena Waldhier

Marie Herrnhold, Doktorandin – medizinische Forschung

Stefan Stoll

Luis Rother

Jamie Moser

Martin Münster

Jana Häußermann 

Franka Sunder

Tobias Becker

Amelie Langer

Nika Nankali

Meike Wrede

Philipp Cremer

Luca Hartkorn, Bachelorand Erneuerbare Energien 

Sonja Rossmann, Health Professional

Ruth Plümer

Elias Ball

Annkatrin Reeh 

Eva Lotte Lindner

Justine Deller

András Spang

Antonia Pröls

Lea Heitbrink


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