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Ableismus
Der Begriff kommt aus der US-amerikanischen Behindertenbewegung. Es beschreibt die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung, indem sie an bestimmten Fähigkeiten – z.B. laufen, sehen, sozial interagieren – gemessen und auf Beeinträchtigung reduziert werden.
BeHinderung
BeHinderung wird als Selbstbezeichnung häufig mit einem großen H geschrieben. Damit soll deutlich gemacht werden, dass Menschen nicht behindert sind, sondern von der Gesellschaft beHindert werden. Ein Leben zu führen in einem Körper,
der von der Gesellschaft nicht als ‚able‘ definiert wird, also als nicht
‚körperlich leistungsfähig‘ , ist von Ausschluss geprägt. Zum Beispiel
gibt es an vielen Orten Treppen statt Rampen, viele Veranstaltungen
finden in (deutscher) Lautsprache statt, Orte sind laut, bunt und ohne
Rückzugsmöglichkeit.
Biodiversität
Der Begriff beschreibt Vielfalt in der Natur, wie unterschiedliche Lebensräume, Arten- und genetische Vielfalt. Diese Vielfalt ist nötig für selbst-regulierende Ökosysteme und hilft Schäden der Klimakrise zu mindern.
Der Begriff wird oft synonym zu Artenvielfalt verwendet. Artenvielfalt ist aber nur ein Teilaspekt von Biodiversität. Er setzt sich zusammen aus dem griechischen bios (das Leben) und dem lateinischen diversitas (die Vielfalt).
BIPoC
Das Akronym ist eine bestärkende und solidarische Selbstbezeichnung aus der US-amerikanischen Bürger*innenrechtsbewegung, welches abgekürzt für Schwarze, Indigene und Menschen of Color steht. Was BIPoC miteinander verbindet, sind soziale Gemeinsamkeiten und Erfahrungen. Der Begriff positioniert sich gegen Spaltungsversuche durch Rassismus sowie gegen diskriminierende Fremdbezeichnungen durch weiße Mehrheitsgesellschaften.
Brennstoff
Die Verwertung von chemischen Stoffen ist eine der am meisten genutzten Wege um Energie zu gewinnen. Durch ihre Verbrennung wird seine gespeicherte Energie in nutzbare Energie umgewandelt.
Je nach Herkunft wird bei Brennstoffen unterschieden zwischen natürlichen, veredelten, synthetischen oder rezenten und fossilen Brennstoffen. Brennstoffe können organischer Natur sein, wie Erdöl, Erdgas oder Kohle, oder anorganischer Natur wie Wasserstoff und Kohlenstoffmonoxid.
Die Energiegewinnung durch Brennstoffe kann mit enorm klimaschädlichen Folgen getan werden, wie bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen, oder auch von erneuerbaren Brennstoffe wie Biomasse und Biogas. Diese sind zwar theoretisch klimaneutral, hinterlassen aber trotzdem erhebliche Schäden durch die Abholzung von Wäldern und die Zerstörung von Lebensräumen.
Brennstoff, fossil
Fossile Brennstoffe sind sehr alte Stoffe. Einst organische Lebewesen, Tiere oder Pflanzen, starben sie ab und lagerten sich auf dem Erd- oder Meeresboden ab. Ihre Überreste aus Kohlenstoff und Kohlenstoffverbindungen wurden über die Jahre luftdicht verschlossen und zusammengepresst – sie versteinerten. Kamen sie mit Sauerstoff in Berührung entstand Faulschlamm, der sich in Erdöl oder Erdgas verwandelte.
Fossil bedeutet also versteinert und dass diese Stoffe aus sehr ferner Vorzeit stammen. Zu den fossilen Brennstoffen gehören Braunkohle und die ältere Steinkohle, aber auch Erdöl und Erdgas.
Cis
Cis ist das Gegenstück zu trans. Cis wird benutzt, um auszudrücken, dass eine Person sich mit dem Geschlecht identifiziert, dem sie bei der Geburt aufgrund der Genitalien zugewiesen wurde.
Degrowth
Innerhalb der letzten Jahre ist weltweit eine große Degrowth- oder auch Postwachstumsbewegung entstanden, die sich auf die Suche nach neuen Formen des Wirtschaftens macht. Gemeinsames Ziel dieser Bewegung ist es, den Bedarf aller Menschen zu decken und gleichzeitig die ökologischen Grenzen unseres Planeten einzuhalten.
Diskriminierung
Diskriminierung ist jede Art von ungerechtfertigter Benachteiligung oder Ungleichbehandlung von Einzelpersonen oder Gruppen basierend auf erkennbaren oder nicht sofort ersichtlichen Merkmalen. Beispiele für erkennbare Merkmale können zum Beispiel Alter oder Race sein.
Diskriminierungssensibilität
Diskriminierungssensibilität meint Prozesse und deren Outcome, in denen die Vielfalt der Gesellschaft anerkannt wird, Diskriminierungen abgebaut und Chancengleichheit aufgebaut werden. Dazu gehören auch Kritikfähigkeit und die Reflektion von Privilegien sowie das Anerkennen von Benachteiligungen. Aber auch die Unterstützung von Betroffenen und den konstruktiven Umgang damit, wenn eine Person im Umfeld Diskriminierung erlebt hat.
Diversität
Diversität bzw. Diversity kommt aus der US-amerikanischen Bürger*innenechtsbewegung der 60er Jahre. Der Begriff bedeutet Vielfalt und beschreibt, dass Menschen unterschiedliche Erfahrungsbereiche, Perspektiven und Merkmale haben, die mit verschiedenen Kategorien verknüpft sind (z.B. Herkunft, Sexualität, Behinderung, Race, …). Auf diesen Merkmalen basieren Diskriminierung und Ungleichheit.
Erdüberlastungstag
Der Erdüberlastungstag (oder Earth Overshoot Day) markiert das Datum, an dem die Nachfrage der Menschheit nach ökologischen Ressourcen und Dienstleistungen in einem bestimmten Jahr das übersteigt, was die Erde in diesem Jahr regenerieren kann. Wir halten dieses Defizit aufrecht, indem wir Vorräte an ökologischen Ressourcen abbauen und Abfälle anhäufen, vor allem Kohlendioxid in der Atmosphäre.
FLINTA*
Die Abkürzung steht für Frauen, Lesben, inter*, nichtbinäre, trans* und agender Personen und wird häufig genutzt, um zu beschreiben, für wen manche Räume gestaltet sind, z.B. Partys oder Yoga-Retreats. Es gibt unterschiedliche Varianten des Begriffs.
Wichtig ist, dass der Begriff nicht gleichbedeutend mit Frauen oder weiblich gelesene Menschen verwendet wird, da dadurch Ausschlüsse geschaffen werden können, z.B. für trans Männer oder cis inter Personen.
Globaler Norden
Globaler Süden und Globaler Norden beschreiben historisch gewachsene und gegenwärtige Macht- und Unterdrückungsstrukturen auf globaler Ebene.
Länder des Globalen Nordens befinden sich in einer wirtschaftlich, politisch, ökologisch und gesellschaftlich privilegierten Machtposition.
Die Einteilung in Süd und Nord wird unabhängig von der geografischen Verortung verstanden, und sie soll wertende und fremdbestimmte Ausdrücke für die besagten Länder ersetzen.
Globaler Süden
Globaler Süden und Globaler Norden beschreiben historisch gewachsene und gegenwärtige Macht- und Unterdrückungsstrukturen auf globaler Ebene. Der Begriff Globaler Süden beschreibt Länder und Orte, die sich global betrachtet in einer politisch, ökologisch und wirtschaftlich benachteiligten Position befinden. In dieser Benachteiligung befinden sich Länder auch aufgrund der jahrhundertelangen Kolonialisierung und Ausbeutung durch den Globalen Norden.
Die Einteilung in Süd und Nord wird unabhängig von der geografischen Verortung verstanden, und sie soll wertende und fremdbestimmte Ausdrücke für die besagten Länder ersetzen.
Intersektionalität
Unter Intersektionalität versteht man die Überschneidung und das Zusammenwirken von verschiedenen Diskriminierungsformen. Intersektionalität beschreibt, wie sich verschiedene Diskriminierungserfahrungen gegenseitig verstärken und individuelle Erfahrungsbereiche ergeben.
Der Begriff wurde von der Juristin und Professorin Kimberlé Crenshaw geprägt. Hier findest du unser Erklärvideo zum Thema in leichter Sprache.
Kapitalismus
Kapitalismus bezeichnet eine bestimmte Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die auf der Trennung von Kapital und Arbeit basiert. Menschen mit Kapital (wie beispielsweise Land oder Geld) können sich Maschinen und Arbeitskräfte leisten, während Menschen ohne Kapital ihre Arbeitskraft billig verkaufen müssen. Das Hauptziel des Kapitalismus ist Wirtschaftswachstum und Gewinnmaximierung.
Kipppunkt, Kippelement, Klimakipppunkt
Kippelemente sind Klimasysteme, die sehr wichtig für das Erdklima sind. Kipppunkte beschreiben Kippelemente im Klimasystem bzw. Werte dessen mit Blick auf die Klimakrise. Werden diese Werte, also Kipppunkte, überschritten, wird ein Ökosystem sowie das Erdklima sehr schnell und unumkehrbar verändert.
Der Amazonas Regenwald und das arktische Eis sind Beispiele für Kippelemente. Schmilzt beispielsweise das Eis oder wird der Regenwald zerstört, verschwinden ihre klimaregulierenden Funktionen bzw. werden viel schneller mehr Treibgase ausgestoßen, also ohne die Klimakatastrophe, und diese wird verstärkt.
Ein bekannter Kipppunkt ist die 1,5°C Grenze.
Klassismus
Klassismus beschreibt die Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft und/oder der sozialen und ökonomischen Position. Der Begriff bezieht sich auf die Ausgrenzung von Personen aufgrund ihres Status und den finanziellen und sozialen Verhältnissen, in denen sie aufgewachsen sind.
Klimagerechtigkeit
Klimagerechtigkeit bedeutet, die Klimakrise als Frage sozialer Gerechtigkeit zu verstehen. Klimagerechtigkeit beschreibt die ungleiche Verteilung sowohl von Verantwortung für die Klimakrise als auch von der Betroffenheit durch die Folgen der Klimakrise. Neben dieser weltweiten Ungerechtigkeit zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden beinhaltet Klimagerechtigkeit auch die Verstrickung der verschiedenen Diskriminierungsformen mit der Klimakrise und verbindet die sozialen und ökologischen Kämpfe miteinander.
Klimakrise, Klimakatastrophe, Klimawandel
Wird von Klimawandel gesprochen, meint das oft nur die Veränderungen der Erdatmosphäre und den dadurch verstärkten Treibhauseffekt. Durch diesen wird die Durchschnittstemperatur auf der Erdoberfläche wärmer oder kälter. Die Konzentrationen der Treibhausgase in der Erdatmosphäre und die Sonnenstrahlung schwanken immer mal, aber früher hatten Lebewesen und Ökosysteme ausreichend Zeit, sich an diese Schwankungen anzupassen. Momentan finden solche Klimaveränderungen jedoch sehr viel schneller und stärker als jemals zuvor statt. Das liegt vor allem an vom Menschen erzeugten Treibhausgasemissionen.
Wir sprechen von Klimakrise oder Klimakatastrophe statt von Klimawandel. Dadurch wollen wir den dringenden Handlungsbedarf im Kampf gegen die Folgen der Klimakrise und die damit verknüpfte ungleiche Verteilung von Macht und Verantwortlichkeiten betonen.
Klimaneutralität
Mit dem Begriff klimaneutral schmücken sich Unternehmen oder Staaten. Bei Unternehmen wird der Begriff z. B. bei Produkten verwendet, bei denen die Emissionen in der Produktion zusammengerechnet 0 ergeben. Dafür kann ein Unternehmen den Ausstoß an Emissionen für das Projekt senken und/oder CO2-Zertifikate kaufen, um den Rest der Emissionen auszugleichen. Bei Staaten bezieht sich der Begriff darauf, dass die gesamte Summe aus ausgestoßenen Emissionen und mit Zertifikaten ausgeglichenen Emissionen 0 ist.
Die BUNDjugend sieht das Konzept der Klimaneutralität höchst kritisch, weil dadurch echter Klimaschutz und eine echte Reduktion an Emissionen gebremst bzw. verhindert wird.
Koloniale Kontinuitäten
Koloniale Kontinuitäten beschreiben Machtverhältnisse, deren Ursprung im Kolonialismus liegen, sich aber bis heute fortsetzen. Ein Beispiel dafür ist der politische Einfluss Deutschlands auf die ehemalige Kolonie Namibia. Bis heute gibt es in Namibia eine sehr ungleiche Verteilung von Land, von der weiße Personen profitieren.
Marginalisierung
Marginalisierte Menschen meint Menschen, die von der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Häufig aufgrund von vermeintlichen Unterschieden zur Mehrheitsgesellschaft – als dem großen Anteil, der die kulturelle Norm der Gesellschaft definieren und repräsentieren kann. Zum Beispiel aufgrund der Geschlechtsidentität, der sexuellen Orientierung, der Herkunft etc.
Zum Beispiel ist ein Großteil der in Deutschland lebenden Menschen weiß. Schwarze Menschen werden in der deutschen Mehrheitsgesellschaft marginalisiert.
Monokultur
Monokulturbezeichnet eine landwirtschaftlich oder forstlich genutzte Fläche, auf der ausschließlich eine Pflanzenart über einen längeren Zeitraum angebaut wird. Sie werden aufgrund wirtschaftlicher Vorteile angebaut, haben aber schwere negative Auswirkungen auf Ökosysteme.
Ökologischer Fußabdruck
Der ökologische Fußabdruck ist eine Dokumentation dessen, wie viel der Erde jeder Mensch verbraucht. Die Frage dahinter lautet: Wie viel Natur haben wir und wie viel Natur brauchen wir?
Wird unser Fußabdruck berechnet, werden dabei in erster Linie Flächen betrachtet. Dazu gehören Flächen, die für Essen, Straßen, Häuser, Fasern, Holz und das Absorbieren von CO2 genutzt werden. Die Berechnung der Naturnutzung wird z.B. für die Bestimmung gebraucht, wie viele Erden die Menschheit braucht. Das heißt, der weltweite Fußabdruck sollte so aussehen, dass wir maximal eine Erde mit unserer Flächennutzung brauchen. Brauchen wir mehr, zerstört unser Ressourcenhunger die Erde zu schnell, leben wir also über unsere Verhältnisse.
Kritik an dieser Berechnung gibt es auch, z.B. werden Aspekte wie Artenvielfalt, Umweltverschmutzung, nicht erneuerbare Ressourcen oder Wasserverbrauch nicht mit einberechnet.
Wir als BUNDjugend kritisieren außerdem, dass die Idee des ökologischen Fußabdrucks den klimakritische Blick auf das Handeln von Einzelpersonen verschiebt – weg von der Verantwortung von Industrie und Wirtschaft. Es ist wichtig zu wissen, dass der Mineralölkonzern BP diese Verschiebung in den 2000ern gezielt durch Kampagnen vorangetrieben hat. Irreführende Produkte, wie „sauberes Benzin“ oder „klimaneutrale Flüge“ überschwemmen seither den Markt. (BP war übrigens zwischen 1900 und 2015 allein für 1,5% der weltweiten Emissionen verantwortlich.)
Das komplexe Problem der Klimakatastrophe, die eine globale, politische, wirtschaftliche, soziale, ökologische Krise darstellt, kann nicht von Individuen gelöst werden. Die Verantwortung liegt bei den Verursachern, also Firmen und Staaten aus dem Globalen Norden.
Die Idee des ökologischen Fußabdrucks ist simpel, leicht zu visualisierend und gut zu verstehen. Darum war sie in den letzten 30 Jahren sehr erfolgreich. Und natürlich ist es wichtig, dass jeder Mensch sich seines Impacts auf die Erde und das Klima bewusst ist und sich achtsam verhält. Für echte Lösungen greift sie aber zu kurz.
Ökosystem
Ökosystem bezeichnet einen Lebensraum von Lebewesen auf bedingtem Raum, also zum Beispiel in einem Waldgebiet oder Korallenriff. Zum Ökosystem gehören alle Tiere und Pflanzen der Region, aber auch unbelebte Bestandteile des Lebensraums, wie Gestein, Mineralien, Luft oder Wasser.
Pariser Klimaabkommen
Das 2015 auf der Weltklimakonferenz in Paris vereinbarte Abkommen verpflichtet 195 Staaten und die EU, die Verschlimmerung der Klimakrise zu stoppen und ihre Folgen zu mindern. Die drei zentralen Klimaziele sind:
1. die weltweite Durchschnittstemperatur unter 1,5°C zu halten,
2. Emissionen weltweit zu senken und für nötige Anpassung an die Klimakrise zu sorgen und
3. die Klimaschutzziele durch Umlenkung von Finanzen und Wirtschaft zu fördern.
Postwachstum
Innerhalb der letzten Jahre ist weltweit eine große Degrowth– oder auch Postwachstumsbewegung entstanden, die sich auf die Suche nach neuen Formen des Wirtschaftens macht. Gemeinsames Ziel dieser Bewegung ist es, den Bedarf aller Menschen zu decken und gleichzeitig die ökologischen Grenzen unseres Planeten einzuhalten. Kurz gesagt könnte man das Konzept unter Qualität statt Quantität zusammenfassen, Wohlbefinden statt Profit, Ressourcenschonung statt Wachstum.
Privileg
Privilegien (lat. Vorrecht) sind unverdiente Vorteile, die eine Person genießt. Diese Vorteile sind zum Beispiel weiß, männlich oder reich zu sein. Sie basieren auf gesellschaftlichen und historisch bedingten Machtstrukturen. Werden Privilegien nicht reflektiert, haben sie immer negative Folgen auf Menschen, die nicht privilegiert bzw. marginalisiert und benachteiligt sind. Ein beliebtes Bild dafür ist dieses
Stell dir vor, allen Menschen wird bei ihrer Geburt gesagt: Deine Lebensaufgabe ist es, diesen steinigen Bergweg bis zum Gipfel zu gehen. Manchen Menschen werden bei der Geburt feste Wanderschuhe mitgegeben, anderen Flip-Flops, wieder andere müssen barfuß gehen. Die Menschen mit den Wanderschuhen werden viel größere Chancen haben, weit zu kommen, es dabei recht bequem zu haben und Kraft für anderes als das reine Gehen aufzubringen. Sie werden wohl auf die barfuß gehenden Menschen herabblicken, weil diese nicht genauso schnell und effizient sind, wie sie und vielleicht behaupten, dass der Weg doch gar nicht so schwer ist und jeder es schaffen kann, den Gipfel zu erreichen. Zu ignorieren, dass Menschen unterschiedliche Voraussetzungen für ein gutes Leben haben, ist Diskriminierung (siehe auch Intersektionalität).
Diese Wanderschuhe können in der Wirklichkeit sein, in einem reichen Land geboren zu sein, eine wohlhabende Familie zu haben oder heterosexuell zu sein.
Queer
Queer wird meistens als positive Selbstbezeichnung von Menschen genutzt, die ihre Identität als „außerhalb der gesellschaftlichen Norm“ ansehen und schließt nichtbinäre, trans*, inter*, bisexuelle, asexuelle, homosexuelle und weitere sexuelle Identitäten und Gender mit ein. Die Norm wäre an dieser Stelle, heterosexuell, cis, dyadisch (nicht inter*) und allosexuell (nicht asexuell) zu sein.
Früher war queer besonders um US-amerikanischen Raum als Schimpfwort verbreitet. Dass Queers den Begriff heute für sich selbst nutzen, nennt man Reclaiming.
Gewalt und Unterdrückung gegen Queers nennt mann Queerfeindlichkeit.
Queerfeminismus
Queerfeminismus bezeichnet den politischen und sozialen Kampf für Gerechtigkeit, Gleichheit, Freiheit und Selbstbestimmung aller Geschlechter, Gender und sexueller Identitäten im privaten und öffentlichen Bereich. Dabei geht es unter anderem darum, Geschlecht, Körper und Sexualität als gesellschaftliche Konstrukte zu betrachten – also als historisch und kulturell gewachsene Ideen. Das bedeutet, dass im Queerfeminismus nicht davon ausgegangen, dass es nur die zwei Geschlechter Mann und Frau gibt, sondern dass Geschlecht ein Spektrum ist.
„Queerfeminismus geht davon aus, dass Geschlecht nicht biologisch oder psychologisch vorherbestimmt ist, sondern den Menschen ein soziales und körperliches Geschlecht sowie daran gebundene Geschlechterrollen gesellschaftlich zugeschrieben werden.“ (TU Dortmund)
Solidarität und intersektionale Betrachtungsweisen sind wichtiger Bestandteil von Queerfeminsmus.
Rassifizierung
Rassifizierung beschreibt den Prozess der Abwertung und Kategorisierung kolonialisierter und versklavter Menschen durch weiße Menschen,
der bis heute anhält. Das bedeutet unter anderem, dass weiße Menschen im Zuge der Kolonialisierung die Idee entwickelt haben, es gäbe unterschiedliche „Rassen“ von Menschen, die unterschiedlich viel Wert seien. Dadurch erwuchs die White Supremace-Bewegung. Die Idee davon, dass es Kategorien von Menschen gibt, herrscht in allen Gesellschaften vor und ist Grundlagen für strukturelle Diskriminierung.
Im Alltag findet Rassifizierung statt, wenn Menschen eine nicht-weiße Identität zugeschrieben wird und sie aufgrund dessen ausgeschlossen werden.
Rassismus
Rassismus bedeutet, dass Menschen aufgrund tatsächlicher oder vermeintlicher körperlicher oder kultureller Merkmale (z. B. Hautfarbe, Herkunft, Sprache, Religion) als homogene Gruppen konstruiert, hierarchisierend bewertet und ausgegrenzt werden. Es wird behauptet, Menschen seien aufgrund biologischer Unterschiede ungleich und unterschiedlich viel wert.
Menschen, die von Rassismus betroffen sind, werden an vielen Stellen benachteiligt. Sie haben zum Beispiel nicht dieselben Voraussetzungen beim Zugang zu Wohnraum, Land, medizinischer Versorgung oder Evakuierungsmöglichkeiten im Fall von Naturkatastrophen. Sie sitzen seltener in Entscheidungspositionen zu Klimaschutzmaßnahmen oder erhalten ein geringeres Einkommen als privilegierte Menschen. Dadurch zeigt sich: Rassismus und Klimaschutz bzw. Sozialpolitik hängen direkt zusammen.
Vielen Klimaaktivist*innen in Deutschland ist noch nicht bewusst, wie eng die Klimakrise mit der Geschichte des europäischen Kolonialismus, Rassismus und sozialer Ungleichheit zusammenhängt. Dieser Zusammenhang wird in der weißen Klimabewegung kaum beachtet und thematisiert.
Sexismus
Sexismus (oder Misogynie) beschreibt alle Formen von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Meistens sind Menschen von Sexismus betroffen, die keine cis Männer sind (also FLINTA*). Sexismus hat unterschiedliche Gesichter und kann in Form von Gewalt, Benachteiligung, Darstellung oder Belästigung zählen.
Aber auch cis Männer können von Sexismus betroffen sein, wenn sie bspw. gegen die Erwartungen an ihr männliches Verhalten, also ihre männliche Geschlechterrolle, verstoßen. Das kann zutreffen, wenn Männer queer sind oder auch nur Kleidung tragen, die Frauen zugeschrieben wird (wie Röcke, Schmuck, Nagellack).
Sexismus ist ein gesellschaftliches Problem.
Solidarität
Solidarität bedeutet, sich für andere Menschen einzusetzen und sie zu unterstützen – auch wenn sich für einen selbst daraus kein Vorteil ergibt.
Sozial-ökologische Transformation
Der Begriff sozial-ökologische Transformation wird von unterschiedlichen Akteur*innen unterschiedlich genutzt. Wir verstehen darunter in erster Linie die Forderung nach sozialen Lösungen für die nötigen Wenden in Landwirtschaft, Energie, Konsum, Mobilität, Arbeit und Teilhabe, die gleichzeitig soziale Gerechtigkeit und ein gutes Leben für alle mitdenken.
Transformation meint dabei: grundlegender Wandel.
Eine sozial-ökologische Transformation erfordert einen umfassenden Umbau der Wirtschaft und Gesellschaft unter enormen Verschiebungen in Wirtschaft und Arbeitswelt. Transformation kann nur gelingen, wenn sie demokratisch, sozial und nachhaltig gestaltet wird. Dafür muss die Zivilgesellschaft eingebunden werden.
Soziale Gerechtigkeit
Soziale Gerechtigkeit bedeutet: Die Lebensbedingungen sowie Chancen und Möglichkeiten sollen für alle Menschen in einer Gesellschaft annähernd gleich sein. Eine sozial gerechte Politik bedeutet, das für alle Menschen die gleichen Chancen und Enfaltungsmöglichkeiten angestrebt werden sollten, unabhängig von Geschlecht, finanzieller Lage, akademischem Hintergrund, Herkunft oder anderen Ebenen.
Suffizienz
Suffizienz steht dafür, weniger zu produzieren und zu konsumieren, um damit Energie und Ressourcen zu sparen und dafür mehr zu teilen und die Dinge länger zu nutzen. Das hat das Ziel, ein besseres Leben für alle zu ermöglichen und Klima und Umwelt zu schützen, als Alternative zum immer mehr des kapitalistischen Systems, in dem wir gerade leben.
Systemwandel
„System change – not climate change“ wird auf auf Klimastreiks gerufen. Systemwandel meint für uns die Transformation hin zu einer besseren, gerechteren, nachhaltigeren und klimafreundlicheren Welt.
Dafür braucht es in erster Linie Wissen. Die Menschen müssen erkennen, warum ein Systemwandel keine Fantasie von ein paar Ökos ist, sondern dass diese Welt nicht weiter funktionieren kann wie bisher. Die Klimakatastrophe zerstört die Lebensgrundlage von Mensch und Natur – ausgelöst von Gier und Wachstumsmärchen der Menschen. Wir müssen die Verantwortung für unser Handeln übernehmen. Das bedeutet an sehr vielen Stellen Umverteilung und Umstrukturierung.
Im Weltklimabericht heißt es regelmäßig, die Klimakrise zu bewältigen, bedeutet Systemwandel in allen Bereichen und allen Ländern. Die Klimaschutzpolitik ist davon weit entfernt.
Treibhauseffekt, Treibhausemission
Der Treibhauseffekt beschreibt einen natürlichen Vorgang, der die Erde erwärmt. Ohne ihn wäre unser Leben so nicht möglich. Ein Teil der Sonneneinstrahlung, der auf der Erde ankommt, wird direkt von der Erdoberfläche reflektiert. Diese reflektierte Wärme durchdringt teilweise die Atmosphäre und gelangt ins Weltall. Ein anderer Teil bleibt innerhalb der Atmosphäre. Dieser natürliche Prozess, der an ein Gewächshaus erinnert, wird allerdings durch die sogenannten Treibhausgase verstärkt. Die Atmosphäre besteht aus verschiedenen Gasen. Seit der Industrialisierung kommen immer mehr Gase dazu, die die Atmosphäre immer undurchlässiger für reflektierte Sonnenstrahlen machen. Dazu gehören Kohlendioxid (CO₂), Methan (CH₄) und Distickstoffmonoxid (N₂O, auch als Lachgas bekannt). Ihr Anteil in der Atmosphäre steigt stetig, wodurch die Erde immer wärmer wird. Der Ausstoß dieser Treibhausgase wird auch als Emission bezeichnet. Durch weniger Emissionen soll die Erderwärmung verlangsamt werden.
Wende
Wenn von Wende die Rede ist, z.B. von Mobilitätswende oder Landwirtschaftswende, meint das ganz allgemein gesagt eine grundlegende Veränderung des Systems, das diese Bereiche prägt. Diese Veränderung muss in den meisten Fällen durch politische Entscheidungen in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft herbeigeführt werden und zahlt auf das Ziel einer sozial-ökologischen Transformation ein.
Zersiedelung
Zersiedelung ist der Bau von Wohngebieten außerhalb von Städten und Dörfern Auf großer Fläche leben, arbeiten und nutzen nur wenige Menschen die Infrastruktur. Dies erhöht Treibhausgasemissionen für Verkehr oder Energieversorgung, verschmutzt mehr Natur und führt zu mehr Lärmbelastung.
Ein Beispiel dafür ist das Wohnen in Einfamilienhäusern mit großen Gärten, statt in Wohnungen mit Gemeinschaftsgärten.