Nachhaltiger Konsum?

Rund 600 Milliarden Euro geben wir in Deutschland jedes Jahr für Konsumartikel aus. Und das, obwohl die Kleiderschränke bereits prall gefüllt sind, das Bücherregal überquillt und wir mit Elektrogeräten wie Smartphone, Tablet, Spielkonsolen und Co. bereits bestens ausgestattet sind. Insgesamt besitzt jede Person in Deutschland durchschnittlich 10.000 Gegenstände.
Das macht deutlich: Wir leben in einer Konsumgesellschaft – oder vielmehr in einer Konsumsteigerungsgesellschaft.
Denn unser Wirtschaftssystem beruht darauf, dass wir laufend Neues kaufen und verbrauchen. Darüber, wo all die Dinge herkommen und unter welchen Bedingungen sie hergestellt werden, machen sich die wenigsten Gedanken.
Mit Shopping die Welt retten?
Ein suffizienter Lebensstil bedeutet nicht nur, dieselbe Menge wie gewohnt in „grün“ zu konsumieren, sondern den Konsum insgesamt herunterzufahren; uns also zu fragen: Brauche ich das fünfte Paar Schuhe wirklich? Macht mich das neuste Smartphone-Modell tatsächlich zu einem glücklicheren Menschen?
Angesichts der ökologischen und sozialen Folgen, die der Massenkonsum mit sich bringt, kaufen immer mehr Menschen bewusster ein. Mit dem gezielten Kauf umwelt- und sozialverträglich hergestellter Produkte sollen unmittelbar Ressourcen und die Umwelt geschont und Unternehmen dazu bewegt werden, ihre Produkte und Produktionsbedingungen sozialer und ökologischer auszurichten.
Doch auf den zweiten Blick zeigt sich: Die Idee, allein mit dem Einkaufswagen die Welt verändern zu wollen, greift zu kurz.
Kaufen wir das öko-faire T-Shirt und tragen es in der Recycling-Tragetasche nach Hause, gibt uns das das Gefühl, etwas für die Umwelt getan zu haben. Dass es der Natur noch viel besser gehen würde, hätten wir gar kein neues Shirt gekauft, sondern unser altes weitergetragen oder eins aus dem Second-Hand Laden, blenden wir gerne aus.
Statt nur besser oder anders zu konsumieren, sollten wir uns fragen:
Wie können wir mit absolut weniger Dingen und weniger Ressourcenverbrauch auskommen?
Unsere neue Broschüre zum Thema:
Ich kaufe, also bin ich? Von der Konsumgesellschaft zum guten Leben Für alle

Auf wessen Kosten geht unser Konsum? Macht Shoppen wirklich glücklich? Und kann man gut leben, ohne viel zu haben? Und was bitteschön heißt eigentlich „Suffizienz“?
Hier kannst du nachlesen, wie sich unser Konsumverhalten auf Umwelt und Menschen auswirkt. Du findest nicht nur Anregungen, wie du dein eigenes Konsumverhalten ändern kannst, sondern auch, welche politischen Rahmenbedingungen sich wandeln müssen, damit ein ressourcenleichtes und nachhaltiges Leben möglich wird. Oben drauf gibt’s jede Menge Ideen, um selber politisch aktiv zu werden.
Nachhaltiges Konsumverhalten politisch steuern!
Es braucht politische Rahmenbedingungen, die eine Abkehr von der Konsumgesellschaft ermöglichen und einen suffiziente Lebensweise fördern.
Deswegen fordern wir:
- Einschränkung von Werbung:
Werbung zielt darauf ab, immer neuen Konsum zu generieren. Um der Übernutzung unseres Planeten Einhalt zu gebieten, sollte Werbung daher eingeschränkt werden. Dies gilt besonders für Werbung, die sich an Kinder und Jugendliche richtet und die für Dinge wirbt, die besonders schädlich für das Klima oder die Gesundheit sind. - Rechte für Menschen – Regeln für Unternehmen:
Die Politik ist gefragt, verbindliche gesetzliche Regeln für Unternehmen zu erlassen, um Arbeitsrechte und Umweltauflagen in der Produktion sicherzustellen. Dafür reichen freiwilligeSelbstverpflichtungen von Unternehmen nicht aus.Bereits 2011 nahm der Menschenrechtsrat der VereintenNationen die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechtean – doch die Bundesregierung hat es nochimmer nicht geschafft, diese verbindlich umzusetzen.Mit Importbeschränkungen oder gestaffelten Zöllen könnte die Europäische Union die Einfuhr sozial und ökologisch bedenklicher Textilien einschränken und nachhaltige Kleidung fördern. - Konsumfreie Begegnungen fördern:
In unseren Städten gibt es immer weniger Orte, an denen Menschen sich aufhalten und treffen können, ohne zum Konsum angehalten zu werden. Urbane Gärten und subkulturelle Zentren müssen dem Bau von Einkaufszentren und Luxuswohnungen weichen. Wir fordern: Schluss mit der fortschreitenden Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes! Kommunen sollten nicht-kommerzielle Räume der Begegnung, der (Sub-)Kultur, der Stadt-Natur und des guten Lebens jenseits von Konsum erhalten und fördern.

Aktiv werden für ein gutes Leben für alle!

Orte wie Grenoble (Frankreich) machen es vor: Eine Stadt ohne Werbeflächen im öffentlichen Raum ist eine lebenswertere Stadt. In Berlin setzt sich die Gruppe Berlin werbefrei mit einem Volksbegehren für die Reduzierung der Werbung im öffentlichen Raum ein. Warum nicht auch in deiner Stadt solche Initiativen starten?
Aktivist*innen wie Dies Irae verleihen ihrer Kritik an Werbung durch das sogenannte „Adbusting“, also das kreative Verfremden von Werbetafeln, Ausdruck.

Während am „Black Friday“ die Konsumentinnen in die Geschäfte stürmen, um die angepriesenen Sonderangebote zu erwerben, rufen konsumkritische Gruppen zum „Kauf nix Tag“ auf. Anstatt den Konsumverlockungen auf den Leim zu gehen, setzt die Aktion ein Zeichen gegen Verschwendung, Ausbeutung und Überfluss. Verlegt doch an diesem Tag mal euer Wohnzimmer in die Einkaufsstraße, macht es euch mit Sesseln, Tee und Gebäck gemütlich und bietet Skill-Sharing-Workshops für die Passantinnen an.

Schnell organisiert und voll im Trend ist die Kleidertauschparty. Gemeinsam mit anderen kannst du ein nettes kleines Event organisieren, bei dem ihr die Klamotten, die ihr nicht mehr tragt, untereinander tauscht. Dazu Musik und gute Laune – so macht Ressourcenschutz richtig Spaß!
Ladet doch Abgeordnete aus eurem Wahlkreis zum Kleidertausch ein, um mit ihnen über eure Forderungen für faire und ökologische Bedingungen in der Textilindustrie zu diskutieren.
Zum Klicken, Gucken, Weiterlesen

- Angelika Zahrnt, Ehrenvorsitzende des BUND, hat zusammen mit Uwe Schneidewind das Buch „Damit gutes Leben einfacher wird. Perspektiven einer Suffizienzpolitik“ verfasst. Passend dazu gibt es die „Landkarte der Suffizienz“.
- BUNDjugend (2017): Eine Einführung in Suffizienz
- BUND (2017): Besser (und) weniger. Ansätze für ressourcenschonendes und abfallarmes Handeln.
- BUNDjugend (2016): Worauf warten? Online unter:
- BUNDjugend (2012): Wachstum ohne Ende?
- I.L.A. Kollektiv (2017): Auf Kosten anderer? Wie die imperiale Lebensweise ein gutes Leben für alle verhindert.
- Michael Kopatz (2018): Ökoroutine. Damit wir tun, was wir für richtig halten.
- Tim Jackson (2017): Wohlstand ohne Wachstum