BUNDjugend  

Prozess Diskriminierungssensible BUNDjugend

In allen Bereichen der BUNDjugend sollen junge Menschen mit verschiedenen Lebensrealitäten vertreten sein, damit sie sich weiterentwickeln kann.

Projektbeschreibung

Anmerkung zum Text: Wir benutzen den Genderstern*, um das Bestehen von mehr als zwei Geschlechtern sichtbar zu machen. Der Text ist durch kurze Satzstellungen, wenig Fachwörter und mit Stellen von Fragen geschrieben. Das soll das Lesen und Verstehen für Menschen verbessern. Es gibt einige Fachwörter. Diese sind farblich markiert und im Glossar erklärt.

Wo möchten wir hin?

Die BUNDjugend ist eine große Umweltorganisation für junge Menschen. Die BUNDjugend möchte darauf achten: Was sind die verschiedenen Lebensrealitäten von jungen Menschen? Zum Beispiel: soziale HerkunftBe_hinderung, Herkunft, Sexualität- und Geschlechtsidentität, Aussehen, Religion, Migration und vieles mehr. Und was haben diese Lebensrealitäten mit Klima- und Umweltschutz zu tun?

Das Ziel des Verbands ist: In allen Bereichen der BUNDjugend sollen junge Menschen mit verschiedenen Lebensrealitäten vertreten sein. Dabei ist besonders wichtig: Junge Menschen sollen sichtbar sein und in Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Nur wenn verschiedene Perspektiven vertreten sind, kann sich eine Organisation weiterentwickeln und verändern.

Lets look behind…Wie sieht die Realität aus?

In einer internen Untersuchung (Sommer 2020) wird die derzeitige Zusammensetzung der Aktiven wie folgt charakterisiert: „Die Umfrage spiegelt wider, dass sich Menschen in der BUNDjugend mehrheitlich weißcis-weiblich und Mensch ohne Be_hinderung positionieren. 1/3 der Menschen, die ehrenamtlich aktiv in der BUNDjugend sind positionieren sich als Queer. Es existieren in der BUNDjugend überwiegend unterschiedliche Positionierung im Bereich sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität. Zusätzlich zeigt die Umfrage, dass viele weitere Positionierungen (Religion, soziale Herkunft, politische Richtung, …) die Menschen zusätzlich benannt haben für sie auch innerhalb der BUNDjugend eine entscheidende Rolle spielen.“ Insgesamt haben 75 Ehren- und 32 Hauptamtliche Personen an der Umfrage teilgenommen.

Hieraus ergibt sich aber, dass insbesondere marginalisierte Gruppen fehlen. „Menschen, die sich selbst als Schwarz, People of Colour, Indigen, Trans*, Inter* und Mensch mit Be_hinderungen positionieren, sind in der BUNDjugend im Vergleich unter- oder gar nicht repräsentiert. “ (Asomah, 2020, unveröffentlicht).

So ist der Prozess gestartet

Seit 2016 gab es verschiedene Beschlüsse der Bundesjugendversammlung* (BJV). Dort haben Aktive mehrere Positionspapiere beschlossen und veröffentlicht. Mitte Mai 2020 wurde eine neue hauptamtliche Koordinationsstelle geschaffen. Angela Asomah besetzte diese Stelle in der Bundesgeschäftsstelle der BUNDjugend und begleitet den Prozess intern bis Ende 2022.

Was bedeutet der Prozess für den Gesamtverband?

Fort- und Weiterbildungsworkshops zur Intersektionalen Praxis

Die Beschäftigung mit der eigenen Lebensrealität steht im direkten Zusammenhang mit gesellschaftlichen Strukturen. Folgende Fragen sind von Bedeutung: Was bedeutet Diskriminierunssensibiltät? Was sind Privilegien und was haben sie mit Macht zu tun? Was bedeuten meine Privilegien und Macht im gesellschaftlichen Zusammenleben? Wie sollte ich meine Privilegien in meiner Arbeit nutzen?

“Ich habe Fragen zu dem Thema?”- Räume schaffen und Beratungsstrukturen innerhalb des Verbandes

Wenn sich Menschen mit den Fragen über eigene Privilegien, Macht und Strukturen beschäftigen, kann in diesem Prozess ein ganz neues Verständis entstehen. Menschen lernen durch den Prozess die tiefe Verwurzelung von Ungerechtigkeiten im System kennen. In dieser Entwicklung treten Fragen und emotionale Reaktionen auf. Beratungsstrukturen sollen diese Entwicklung unterstützen und Fragen auffangen. Denn die eigenen Emotionen, die hervorgerufen werden, sollten in struktuierten Räumen ausgetauscht und behandelt werden.

Erstellung von Materialien

In der Arbeitsgruppe “Diversität” entwickeln Teams Material zu einem ausgewählten Themenbereich. So wurde zum Beispiel der Leitfaden “Veranstaltung für Alle – Wie können wir bei der BUNDjugend diskriminierungssensibel Veranstaltungen planen?” verfasst. Welche Barrieren sollten bei einer Veranstaltung mitgedacht warden? Was ist ein Awarenesskonzept? Warum ist es wichtig ein Empowermentraum für Menschen, die Rassismen erleben, zu planen?  Die Erstellung von Material soll dem Gesamtverband in verschiedenen Bereichen unterstützen. Momentan beschäftigt sich ein Team mit Einfacher Sprache. 

Vernetzung und Kooperationspartner*innen

Kooperationen und Vernetzungen spielen eine entscheidende Rolle in dem Prozess. Organisationen mit einer intersektionalen Praxis in den Strukturen sprechen vielfältige junge Menschen an. Und gleichzeitig ist ein Erfahrungsaustausch unter unterschiedlichsten Organisationen von großer Bedeutung. Denn Engagement, kann nur funktionieren, wenn Junge Menschen sichtbar sind und in Entscheidungsprozesse einbezogen werden.

Glossar

Soziale Herkunft

Soziale Herkunft bezeichnet die Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft und/oder der sozialen und ökonomischen Position. Es geht bei Klassismus also nicht nur um die Frage, wie viel Geld jemand zur Verfügung hat, sondern auch welchen Status er hat und in welchen finanziellen und sozialen Verhältnissen er aufgewachsen ist. Klassismus richtet sich mehrheitlich gegen Personen einer „niedrigeren Klasse“. Es werden insbesondere wohnungs- und erwerbslose Menschen, Menschen aus der Arbeiter*innen- und Armutsklasse ausgegrenzt.

Bundesjugendversammlung

Die BJV ist das höchste, jährlich stattfindende Gremium der BUNDjugend und bietet eine tolle Möglichkeit, direkt mitzuerleben, welche Beschlüsse auf Bundesebene getroffen werden. Die Versammlung wählt gemeinsam die thematischen Schwerpunkte aus, mit denen sich die BUNDjugend in Zukunft beschäftigten wird. Dazu wird festgelegt, welche Position die BUNDjugend zu unterschiedlichen politischen Themen einnimmt. Auch die Besprechung des Haushaltes steht auf der Tagesordnung. Und schließlich geht es daran, die Bundessprecher*innen für den Bundesvorstand zu wählen. Zusätzlich gibt es im Laufe der drei Tage viel Zeit für den Länderaustausch und jede Menge Gelegenheiten, die unterschiedlichen Aktiven und Aktivitäten der BUNDjugend kennenzulernen.

weiß

Weiß wird klein und kursiv geschrieben, um zu markieren, dass es hier nicht um eine (Haut-)Farbe geht, sondern um eine politische Kategorie, die mit Macht und Privileg verbunden ist. Schwarz dagegen wird groß geschrieben, um zu markieren, dass es um eine Selbstbezeichnung für Menschen die Rassismuserfahrungen machen. Außerdem markiert diese Schreibweise Selbstermächtigung und Emanzipation innerhalb der *weißen* Dominanzgesellschaft.

Im Gegensatz zu den Bezeichnungen Schwarz und PoC ist weiß keine Selbstbezeichnung, sondern die Beschreibung einer Realität. Weiß-Sein bedeutet, Privilegien und Macht zu besitzen, wie zum Beispiel das Privileg, sich nicht mit Rassismus auseinandersetzen zu müssen. Weiße Menschen haben in Bezug aufs weißSein leichtere Zugänge zum Arbeitsmarkt, Wohnungsmarkt, zu Gesundheitsversorgung und politischer Teilnahme als PoC und Schwarze Menschen. Natürlich gibt es andere Ausschlusskriterien, wie z.B. Klassenzugehörigkeit, die diese Zugänge auch bei weißen Menschen verhindern können. (Quelle: https://i-paed-berlin.de/glossar)

Cis

Frauen bzw. Männer, deren bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht mit der gelebten Geschlechtsidentität übereinstimmt. Somit wurde einer cisgeschlechtlichen bzw. cis Frau bei der Geburt ein weibliches Geschlecht zugeordnet und sie identifiziert sich selbst als Frau. Einem cis Mann wurde bei der Geburt ein männliches Geschlecht zugeordnet und er identifiziert sich auch als Mann. (Quelle: https://i-paed-berlin.de/glossar)

Queer

Queer stammt aus dem Englischen und heißt so viel wie seltsam‚ sonderbar, gefälscht. Ursprünglich wurde queer als Beschimpfung für Personen verwendet, die in ihrer Genderperformance und ihrer sexuellen Orientierung nicht der heteronormativen Vorstellung entsprachen. Im Zuge der lesbisch-schwulen-bisexuellen-trans-inter* Empowermentbewegungen wurde sich der Begriff zurück angeeignet. Heute bezeichnet er vor allem Personen, die sich nicht mit traditionellen Geschlechterrollen und -stereotypen identifizieren und eine behauptete Zweigeschlechtlichkeit in Frage stellen und/oder aufgrund ihrer sexuellen Orientierung aus der Heteronormativität herausfallen. In der ‚Queer Theory‘ wird sich mit relevanten Machtlinien auseinandergesetzt, neben gender zum Beispiel mit ‚race‘ und class. Hierbei stehen immer die Gruppen und Themen im Fokus, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen (Quelle: https://i-paed-berlin.de/glossar).

BIPoC

BIPoC ist eine Abkürzung für Black People, Indigenous People and People of Color und stellt einen Solidaritätsbegriff dar, der rassistisch markierte, rassifizierte und rassismuserfahrene Menschen beschreibt (Quelle: https://i-paed-berlin.de/glossar).

Inter*

Inter*Menschen haben körperliche Merkmale, die nicht eindeutig als männlich oder weiblich bestimmt werden können oder die gleichzeitig typisch für beide Geschlechter sind. Das kann zum Beispiel die Anatomie betreffen, aber auch genetische Merkmale oder Hormone (Quelle: https://www.liebesleben.de/fuer-alle/geschlechtsidentitaet/inter/).

Trans*

Auf den Punkt gebracht heißt trans*, dass das Geschlecht, welches dir von außen zugeschrieben wird, nicht deinem eigenen Empfinden und Erleben entspricht. Du fühlst dich zum Beispiel als Frau, wirst aber von anderen Menschen als Mann zugeordnet. Manchmal nehmen trans*Menschen deshalb geschlechtsangleichende Maßnahmen vor, kleiden sich anders oder lassen ihre Namen ändern. Das ist jedoch bei allen unterschiedlich und sehr individuell (Quelle: https://www.liebesleben.de/fuer-alle/geschlechtsidentitaet/trans/).

Be_hinderung

Selbstbezeichnung von Menschen, die durch die Gesellschaft Behinderungen im Alltag erfahren. Dazu kann z.B. eine Stufe zum Restaurant gehören, die das Befahren für Menschen mit Rollstuhl erschwert bzw. nur durch Unterstützung Dritter möglich macht. Aber auch Erwartungen an kognitive, sensorische und/oder psychische Fähigkeiten, sind stark von Ableismus geprägt. So gibt es viele Menschen, die auf Grund von nicht sichtbaren Eigenschaften behindert werden.

Es geht darum zu verstehen, dass nicht Menschen behindert sind, sondern durch die Gesellschaft behindert werden. Im Allgemeinen muss die Idee in Frage gestellt werden, dass es einen behinderten Körper gibt. Der Ausdruck „Menschen mit Behinderung” soll hervorheben, dass eine Behinderung einen Aspekt eines menschlichen Daseins bestimmt, jedoch nicht die ganze Person ausmacht. Die Unfähigkeit von Menschen ohne Behinderung, alternative Abläufe und Orte zu berücksichtigen und Barrierefreiheit als Standard zu setzen, erhält ableistische Diskriminierung und Machtverhältnisse aufrecht

Marginalisierung

Marginalisierung bezeichnet die Verdrängung von Individuen oder Bevölkerungsgruppen an den Rand der Gesellschaft. Die Verdrängung kann auf verschiedenen Ebenen erfolgen, also zum Beispiel geografisch, wirtschaftlich, sozial oder kulturell sein; meist spielt sie sich auf mehreren Ebenen gleichzeitig ab.

Marginalisierung findet in einem Machtgefüge statt und geht mit Diskriminierung einher: Je weiter am gesellschaftlichen Rand sich eine Gruppe befindet, desto weniger Macht hat sie und desto stärker ist sie gegenüber der gesellschaftlichen Mitte benachteiligt. Marginalisierung beinhaltet den Verlust von Ressourcen, Einflussmöglichkeiten sowie Status und kann sich auf die psychische und physische Gesundheit auswirken. Wenn es sich bei der marginalisierten Gruppe um eine Minderheit handelt, lässt sich im Fall der psychischen und physischen Folgen auch von Minderheitenstress sprechen. Aber Marginalisierung betrifft nicht nur Minderheiten. So wird in einer patriarchalen Gesellschaft Weiblichkeit marginalisiert, obwohl Frauen keine Minderheit sind. (Quelle: https://diversity-arts-culture.berlin/woerterbuch/marginalisierung

Rassismuskritik

Rassismuskritik ist eine Haltung gegen Rassismus. Rassismus ist damit Teil der Lebenswirklichkeit aller Menschen, auch von denen, die durch Rassismus Vorteile haben. Dabei betrifft Rassismus aber nicht alle Personen auf die gleiche Weise; ausgehend von und legitimiert durch eine rassistische Unterscheidungspraxis, werden Menschen unterschiedliche, privilegierte oder nicht-privilegierte Positionen zugewiesen. Es geht also darum, dass es nicht nur einzelne Menschen sind, die rassistische Einstellungen haben, sondern dass Rassismus die gesamte Gesellschaft prägt.  (Quelle: https://www.vielfalt-mediathek.de/rassismuskritik)

Awareness

Awareness lässt sich nicht gut auf Deutsch übersetzen, am ehesten noch durch den Begriff der Achtsamkeit. Hierbei geht es ganz allgemein um einen achtsamen und respektvollen Umgang miteinander. Als emanzipatorisches Konzept bezeichnet Awareness einen achtsamen und bewussten Umgang mit Diskriminierungs – und Herrschaftsverhältnissen und vor allem mit Betroffenen dieser Verhältnisse. Arbeit umfasst also zum einen Prävention, d.h. die Schaffung von (zwischenmenschlichen, gesellschaftlichen und institutionellen) Bedingungen, die die Möglichkeit von Diskriminierung und Gewalt minimieren und zum anderen konkrete Unterstützungsangebote für Personen, denen Diskriminierung oder Gewalt widerfahren ist bzw. widerfährt (Quelle: http://docplayer.org/171027870-%20A%20wareness%20-%20festival%20-%20fuer%20-%20eine%20-%20internationale-%20in%20-%20bewegung-%20zeche%20-%20zollverein%20-%20essen.html).

Intersektionalität

Intersektionalität ist ein Werkzeug zur Analyse von Effekten und Konsequenzen, die zu Stande kommen, wenn eine Person bezüglich mehrerer Machtverhältnisse zu der nicht-privilegierten Gruppe gehört. Die Tatsache, dass wir uns mit einem Machtverhältnis kritisch auseinandersetzen und unser eigenes Verhalten dahingehend reflektieren, sagt nichts darüber aus wie reflektiert und beflissen wir in Bezug auf ein anderes sind. Intersektionalität wirft einen mehrdimensionalen Blick auf komplexe Identitäten und hat den Effekt Lebensrealitäten und -situationen sichtbar zu machen, die eindimensionalen Betrachtungsweisen durch das Netz rutschen.  (Quelle: https://i-paed-berlin.de/glossar)