BUNDjugend  
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Postwachstum

Immer weiter, immer schneller, immer mehr…?! Wirtschaftliches Wachstum ist aus sich heraus zum Symbol für Wohlstand und zum Ziel unternehmerischen und politischen Handelns geworden. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zeigt den Wert aller Waren und Dienstleistungen an, die in einem Land während eines Jahres hergestellt und verkauft werden. Aus Sicht von Unternehmer*innen und Politiker*innen soll es möglichst stetig anwachsen, denn eine steigende Produktion bedeutet eine größere Auswahl an Produkten – aber auch einen höheren Verbrauch an Ressourcen und Ausstoß von CO2-Emissionen.

Bereits 1972 stellte der Club of Rome in seinem ersten Bericht „Limits of Growth“ fest : Auf einem begrenzten Planeten kann es kein unbegrenztes Wachstum geben. So zeigt unter anderem der Earth Overshoot Day (Erdüberlastungstag): Unsere derzeitige Wirtschaftsweise erfordert einen solch hohen Ressourcenaufwand, dass wir heute schon knapp zwei Erden bräuchten, um unseren Lebensstil so wie bisher weiterzuführen. Wenn alle so leben würden wie wir in Deutschland, wären es sogar drei Erden. Wir geben der Erde keine Zeit, um ihre natürlichen Ressourcen zu regenerieren, beanspruchen zu viel Fläche, verursachen zu viel CO2-Emissionen und vermüllen unseren Planeten. Somit lautet die Frage nicht, ob wir uns vom Wachstum verabschieden wollen, sondern vielmehr ob dies „by design oder by desaster“ passiert. Anders formuliert: Wollen wir den Wandel selbst gestalten oder warten wir einfach auf die Katastrophe?

Innerhalb der letzten Jahre ist weltweit eine große Degrowth- oder auch Postwachstumsbewegung (lat. post: nach, später, hinter) entstanden, die sich auf die Suche nach neuen Formen des Wirtschaftens macht. Gemeinsames Ziel dieser Bewegung ist es, den Bedarf aller Menschen zu decken und gleichzeitig die ökologischen Grenzen unseres Planeten einzuhalten. Das wird nicht ohne Suffizienz gehen: Suffizienz steht für Begrenzen und ein „Weniger“. Es zielt im Bewusstsein der begrenzten natürlichen Ressourcen – des Klimawandels und drohenden Artenverlusts – auf einen möglichst geringen Rohstoff- und Energieverbrauch.

Um zu einer Postwachstumsgesellschaft zu werden, brauchen wir eine grundlegende Veränderung unserer Lebensweise und einen umfassenden kulturellen Wandel. Einen möglichen Zugang dazu beschreibt das Konzept der Commons: Statt Eigentum anzuhäufen, verlagert sich das Wirtschaften auf Allgemeingüter: tauschen & teilen, schenken & verleihen sowie gemeinschaftlicher Besitz werden neue Leitbilder.

So kannst auch du Pionier*in des Wandels werden: Veranstalte einen Skillsharing-Abend und mache Dinge mit deinen Freunden selbst. Organisiere eine Kleidertauschparty, beteilige dich an einem Gemeinschaftsgarten oder stelle eine Give-Box an deiner Schule oder Uni auf. Vor Ort können wir viele Veränderungen selbst gestalten, aber für den großen gesellschaftlichen Wandel brauchen wir auch die Politik.

Deshalb fordert die BUNDjugend von der Bundesregierung:

  • Eine Senkung des Ressourcenverbrauchs in Deutschland herbeizuführen.
  • Die Entwicklung einer Strategie für ein nachhaltiges und soziales Wirtschaftssystem, das nicht auf ständiges Wachstum setzt.
  • Lebensstile zu ermöglichen, die nicht auf Kosten anderer gehen.
  • Die Produkte sollen ihren „wahren Preis“ abbilden, damit Produzenten und Konsumenten Umweltkosten, inklusive aller verursachten Umweltschäden selbst bezahlen. (Im Moment werden viele Kosten, die durch Umweltschäden entstehen auf die Gesamtgesellschaft umgelegt, von den Steuerzahler*innen getragen oder in die Zukunft verlagert – zu Lasten von Mensch, Tier und Umwelt.)

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